Einen König gibt es in Deutschland schon lange nicht mehr, doch summen nach wie vor viele Bienenköniginnen in unseren Gärten herum. So zogen in der letzten Maiwoche 27 neue Königinnen bei uns in ihre neuen Behausungen ein. Wir imkern schon viele Jahre, aber die Zucht neuer Bienenköniginnen ist für uns etwas ganz Besonderes. In einem natürlichen Bienenvolk ziehen die weiblichen Arbeitsbienen im Frühsommer regelmäßig neue Königinnen heran. Dann schwärmt das Volk. Dabei verlässt die alte Königin mit der Hälfte des Bienenvolkes ihren Bienenstock. Die andere Hälfte bleibt mit der neuen Königin zurück. Deshalb müssen die Imker beim Durchsehen ihrer Völker immer darauf achten, dass keine neue Königin heranwächst. Denn sonst produzieren die geteilten, kleinen und geschwächten Völker keinen überschüssigen Honig mehr.
Aber gute, neue Königinnen werden trotzdem gebraucht. Denn die alten Königinnen müssen alle zwei bis drei Jahre ausgetauscht werden, weil sie keine Eier mehr legen.
Doch nicht jede Königin ist eine gute Königin. Eine gute Königin soll sanftmütige Arbeitsbienen erzeugen, die nicht stechen. Außerdem sollen die Arbeitsbienen fleißig sein und pro Jahr 40 kg Honig erzeugen. Weiterhin sollen die Bienen gesund bleiben und resistent gegen Parasiten sein. Alle diese Eigenschaften sind erblich.
Wir ziehen unsere Königinnen selbst auf und kaufen sie nicht zu. Das ist sehr aufwändig, aber es gelingt uns inzwischen gut. Dazu nehmen wir aus einer Wabe eines guten Volkes zwei bis drei Tage alte Eier. Diese sind gerade noch mit dem Auge ohne Lupe erkennbar. Diese Eier werden mit einem speziellen, kleinen Löffel in eine künstliche Königinnenzelle gelegt, die etwas größer ist als die anderen. Diese Königinnenzellen werden dann wieder in den Bienenstock gesetzt. Dort versorgen die Arbeiterinnen sie mit einem speziellen Futter, dem sogenannten Gelée royale, und verschließen die Königinnenzelle nach fünf Tagen mit Wachs.

Anschließend werden sie in einen klimatisierten, elektrischen Brutkasten gestellt. Dort bleiben sie, bis die Königinnen nach acht Tagen schlüpfen. Dann werden die Königinnen mit einer individuellen Nummer versehen. Die Nummer wird auf den Rücken der Königinnen geklebt. So ist die neue Königin später in ihrem Volk unter 40.000 Bienen sofort zu erkennen. Dann wird die neue Königin mit drei bis vier weiteren Bienen zur Aufbewahrung in einen kleinen gelben Käfig gesperrt. Dort gibt es für sie auch etwas Futter.


Königinnenzelle mit Brutkäfig

Die neue Königin ist allerdings noch nicht begattet. Jede neue Königin geht drei bis vier Tage nach der Geburt auf Hochzeitsflug. Dabei paart sie sich mit ungefähr 15 männlichen Bienen (sogenannten „Drohnen“) in
der Luft. Damit die neue Königin begattet werden kann, muss sie ein kleines Volk von mindestens 500 Arbeitsbienen um sich haben. Dazu kommen die neuen Königinnen in kleine Kisten, in denen diese Begleitbienen sind. Damit die erfahrenen Arbeitsbienen ihre neue Königin auch annehmen, müssen die Kisten für zwei bis drei Tage an einem dunklen und kühlen Ort aufgestellt werden. Wir stellen die verschlossenen Kisten dazu in unseren Keller. Die Arbeitsbienen haben anschließend die Zugehörigkeit zu ihren alten Völkern vergessen und sind ihrer neuen Königin loyal. Sie fühlen sich jetzt als neues, selbständiges Volk.

Dann werden die Kisten mit der neuen Königin in der Nähe von einem anderen sehr guten Volk aufgestellt. Wenn alles gut funktioniert, dann ist die Königin von dessen Drohnen bald begattet und in den neuen Völkern schlüpfen nach vier Wochen schon die ersten neuen Bienen.

wieder zu finden.
Üblicherweise geschieht das im Juni. Bis zum Herbst bleiben die begatteten Königinnen noch in ihrem kleinen Volk. Danach werden sie auf unsere anderen Völker verteilt, nachdem zuvor deren alte Königin entfernt wurde.
Die Königinnenzucht ist der Schlüssel zum Erfolg in der Bienenhaltung, denn alle Bienen im Volk stammen direkt von dieser Königin ab. Wenn die Königin genetisch in Ordnung ist, dann ist auch das Volk gut.
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