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MODALPARTIKELN

I. Modalpartikeln sind im kulturellen Kontext eine Besonderheit in der deutschen Sprache.

Die Wörter „modal“ (Adjektiv) und die Partikel (Nomen) (Pl. die Partikeln) kommen aus dem Lateinischen „modus“ und „particula‘. Modal bedeutet ‚Art und Weise‘. Partikel bedeutet ‚Teilchen‘. Im Zusammenhang mit Sprache bedeutet es ‚ein kleines Wort/Wörtchen).

Modalpartikeln werden auch Abtönungspartikeln, Redepartikeln, Füllwörter Flickwörter oder Würzwörter genannt.

Zu den Modalpartikeln zählen: aber, auch, bloß, denn, doch, eben, eh, eigentlich, einfach, etwa, gar, halt, ja, mal, nun, nur, ruhig, schon, sehr, selbst, sogar, sowieso, überaus, überhaupt, vielleicht, voll, wirklich und wohl.

II. Modalpartikeln

…sind kleine Wörter mit großer Wirkung.
…sind, aus indischer Perspektive gesehen, die Gewürze der gesprochenen Sprache.
…sind Wörter, die auch als Satzarten in anderer Funktion vorkommen.
…kommen in der gesprochenen Sprache relativ häufig vor und gehören zur Alltagssprache.
…werden nur mündlich benutzt (nicht beim Schreiben).
…sind unveränderlich, nicht deklinierbar und konjugierbar.
…werden immer kleingeschrieben.
…können nicht alleine als Antwort auf eine Frage fungieren.
…werden NICHT betont gesprochen.
…haben im Allgemeinen keine oder nur eine beschränkte lexikalische Bedeutung.
…sind pragmatische Markierungen, die eine bestimmte Einstellung des Sprechers signalisieren.
…transportieren Gefühle und geben die Stimmung des Sprechers wieder.
…wecken beim Zuhörenden ein Interesse oder machen ihn neugierig.
…sind keine Satzglieder und stehen in der Regel in der Satzmitte, das heißt, hinter dem Verb und dem Pronomen.
…können normalerweise direkt in eine andere Sprache nicht übersetzt werden.

III. VERWENDUNG
A) Modalpartikeln haben oft mehrere und ganz unterschiedliche Bedeutungen, die sich je nach Kontext stark verändern. „doch“

  1. Vorschlag:
    Geh doch ins Bett!
  2. Ärger/Ungeduld:
    Geh doch mir aus dem Weg!
  3. Wunsch:
    Wäre ich doch jetzt in Deutschland!
  4. Empörung:
    Das ist doch nicht meine Schuld.
  5. Vorwurf:
    Das kannst du doch nicht machen!
  6. Ermunterung, Unterstützung:
    Mach doch eine Pause.
  7. (unerfüllbar scheinender) starker
    Wunsch:
    Wenn mein Onkel doch (nur) gesund
    würde!

B) Modalpartikeln haben häufig als andere Wortarten wie Adjektiv, Adverb oder Konjunktion, eine ganz andere Funktion und konkrete Bedeutung. Man darf sie nicht verwechseln.

1. Modalpartikel: Dieses Hemd passt einfach nicht zu dieser Hose.
Adjektiv: Deutsch ist keine einfache Sprache.

2. Modalpartikel: Komm mich doch mal besuchen, wenn du Zeit hast.
Adverb: Ich werde meine Großmutter mal besuchen.

3. Modalpartikel: Was machst du denn am Wochenende?
Konjunktion: Er kommt heute nicht, denn er ist krank.

C) Modalpartikeln werden in vielen verschiedenen Kontexten benutzt. Man muß sie immer aus dem Kontext verstehen.

„ja“

1. Das war ja klar, dass du wieder zu spät kommst. (Bekanntes)
2. Ich komme ja schon. (Beruhigung)
3. Du bist ja eine Seltenheit! (Bewunderung)
4. Pass ja auf, wenn du über die Straße gehst! (drohend)
5. Das ist ja cool! (erstaunt /manchmal auch ironisch)
6. Das ist ja ein altes Problem. (Tatsache)
7. Du siehst heute ja gut aus. (Überraschung)

D) Die meisten Modalpartikeln haben mehrere, oft völlig unterschiedliche oder sogar gegensätzliche emotionale Sprechintention.

  1. Wer sind Sie eigentlich – ich will sofort den Chefarzt sprechen! (aggressiv)
  2. Ich bin vielleicht doch ein Idiot! (Bekenntnis)
  3. Wie soll ich das bloß alles bezahlen? (Besorgnis)
  4. Rauchen Sie ruhig weiter (bis zum nächsten Herzinfarkt). (Irritiert /ironisch)
  5. Was soll sich da schon ändern? (resignieren)
  6. Hast du auch deine Medikamente genommen? (sich Sorgen machen)
  7. Kannst du endlich mal kommen? (ungeduldige Aufforderung)
  8. Wie sind Sie denn auf die dumme Idee gekommen? (unfreundlich)
  9. Du liebst mich doch noch, oder? (Unsicherheit)
  10. Das ist vielleicht eine unhöfliche Krankenschwester! (Verärgerung)
  11. Hat dir das denn keiner gesagt? Ich dachte du weißt das schon. (Verwunderung)
  12. Hör doch auf mich. Das habe ich dir doch vorher schon gesagt! (Vorwurf)

E) Modalpartikeln sind untereinander kombinierbar.

  1. Ich kann ja sowieso kein Auto fahren.
  2. Du kannst ja ruhig zum Essen dableiben.
  3. Die Geschäfte sind doch sowieso schon zu.
  4. Mach doch mal das Fenster auf!
  5. Wie kannst du auch bloß so blöd sein?
  6. Was sollen denn bloß die Leute von dir denken.
  7. Mach ruhig mal den Fernseher an!
  8. Warst du denn mal in der Schweiz?

F) Modalpartikeln sind grammatisch fakultativ und können jederzeit weggelassen werden. Das Weglassen der Partikel ändert die Kernaussage des Satzes nicht und man versteht den Satz auch ohne Modalpartikel.

  1. Komm doch mit ins Kino!
    Komm mit ins Kino!
  2. Kannst mir mal die Butter reichen?
    Kannst du mir die Butter reichen?
  3. Das war eigentlich ein schönes Konzert.
    Das war ein schönes Konzert.
  4. Du sprichst aber gut Deutsch!
    Du sprichst gut Deutsch.
  5. Ich bin schon traurig!
    Ich bin traurig.

G) Modalpartikeln findet man auch in manchen deutschen Dialekten.

  1. Das ist ein schöner Ausblick, gell? (bayerisch) = Das ist ein schöner Ausblick, nicht wahr?
  2. I bin fei ned aus Preissen! (bayerisch) = Ich bin wohlgemerkt (gar) nicht aus Preußen.
  3. Das ist fei wichtig. (bayerisch) = Das ist absolut wichtig.
  4. Des kôsch fei net macha! (Schwäbisch) = Das kannst du (eigentlich wirklich) nicht machen.

IV. Wie lernt man Modalpartikeln am besten?

Die Anwendung der Modalpartikeln ist komplex und werden hier nur kurz erläutert.
Wenn Sie im Gespräch mit Deutschen an den richtigen Stellen Modalpartikeln benutzen, werden sie sich Ihnen näher fühlen und Ihnen mehr vertrauen. Denn Modalpartikeln stellen im Gespräch eine Beziehung her.
Als Ausländer kann man den Gebrauch der Modalpartikeln nur im täglichen Gebrauch, am besten im Umgang mit den Deutschen, lernen.
Bitte Benutzen Sie Modalpartikeln nur dann, wenn Sie sich über deren Wirkung wirklich im Klaren sind! Verlieren Sie nicht den Mut! Eines Tages werden sie die Modalpartikeln ohne Probleme ganz korrekt benutzen können, wie ich es heute noch kann!!!

III. BEISPIELSÄTZE

  1. Das ist aber völliger Quatsch!
  2. Lass mich bloß in Ruhe.
  3. Wo hast du denn Deutsch gelernt?
  4. Hemant hat sich doch einen Porsche gekauft.
  5. Gute Kleider sind eben teuer.
  6. Warst du eigentlich schon mal in Berlin?
  7. Anamika hat einfach nie Lust zum Lernen.
  8. Mein Vater besitzt gar kein Auto.
  9. Ich hatte halt einen großen Hunger!
  10. Geh ja nicht bei Rot über die Straße!
  11. Moment mal, ich komme gleich!
  12. Wo ist nur meine Brille?
  13. Machen Sie ruhig die Fenster zu!
  14. Das ist wirklich eine tolle Idee.

Achtung: Schicken Sie mir eine E-Mail! Dann bekommen Sie von mir eine lange Liste von Beispielsätzen mit Modalpartikeln! germanganeshan@gmail.com

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